Herausforderungen bei der Bekämpfung von Gewalt im Namen der Ehre (Teil II):

- Tötungen in rückständigen Gebieten:
In einigen Fällen wurden Opfer von Gewalt aus Gründen der Ehre überredet oder ausgetrickst, in ihre Heimatländer zurückzukehren, wo es oft entweder weniger Unterstützung für das Opfer oder eine ineffiziente und korrupte Polizei gibt, so dass der Täter die Tat ohne Angst vor Vergeltung begehen kann.

- Schweigen:
Das Haupthindernis für die strafrechtliche Verfolgung von Gewalt im Namen der Ehre ist das Schweigen. Die Tendenz zu schweigen führt dazu, dass nur wenige Menschen Anzeige bei der Polizei und den Gerichten erstatten. Manchmal ist das Schweigen über Gewalt aus Gründen der Ehre in der Kultur des Opfers üblich, so dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass jemand anderes als das Opfer Anzeige erstattet.

- Professionelle Killer:
In einigen Gemeinden gibt es Agenturen, die junge Menschen aufspüren, die von zu Hause weggelaufen sind, und sie nach Hause zurückbringen. In solchen Gemeinden ist es auch möglich, einen professionellen Mörder zu engagieren. Im Vereinigten Königreich beispielsweise wird schätzungsweise jeder achte Ehrenmord von einem professionellen Auftragskiller begangen. Wenn eine Familie einen Profikiller anheuert, um ein Familienmitglied zu töten, bedeutet dies, dass das Opfer einem hohen Risiko ausgesetzt ist.

- Minderjährige Killer:
In Ländern, in denen Ehrenmorde wie andere Morde bestraft werden, zwingen die Familien in der Regel ein jüngeres Familienmitglied dazu, den Mord zu begehen, da die Strafen für die jüngeren Mörder kürzer ausfallen. Dieses Verbrechen richtet sich gegen zwei Parteien: die Person, die zum Mord gezwungen wurde, und das Opfer selbst.

- Fehlende Unterstützung für Nichtregierungsorganisationen:
Nichtregierungsorganisationen (NRO), die sich auf die Bekämpfung von Gewalt im Namen der Ehre und von Genitalverstümmelung spezialisiert haben und sich für die Rechte der Frauen einsetzen, sind eine der wirksamsten Quellen für die Sensibilisierung und Unterstützung, insbesondere wenn es darum geht, kulturelle Empfindlichkeiten zu überwinden und das Bewusstsein für Ehrenmorde zu schärfen. Allerdings haben sie oft mit Budgetknappheit und begrenztem Personal zu kämpfen und können ihre Dienste nur schwer anbieten.

Was ist ein Ehrenmord?

Ein Ehrenmord ist ein Mord im Namen der Ehre. Wenn ein Bruder seine Schwester ermordet, um die Familienehre wiederherzustellen, handelt es sich um einen Ehrenmord. Nach Ansicht von Aktivisten sind die häufigsten Gründe für Ehrenmorde, wenn das Opfer:

die Zusammenarbeit in einer arrangierten Ehe verweigert.
die Beziehung beenden will.
das Opfer einer Vergewaltigung oder eines sexuellen Übergriffs war.
wurde beschuldigt, eine sexuelle Beziehung ausserhalb der Ehe zu haben.

Menschenrechtler gehen davon aus, dass jedes Jahr 100.000 Ehrenmorde verübt werden, von denen die meisten den Behörden nicht gemeldet werden und einige sogar von den Behörden selbst absichtlich vertuscht werden, zum Beispiel weil die Täter gute Freunde von örtlichen Polizisten, Beamten oder Politikern sind. Gewalt gegen Mädchen und Frauen ist immer noch ein ernstes Problem in Pakistan, Indien, Afghanistan, Irak, Syrien, Iran, Serbien und Türkei.