Ehrenmorde Geschichte

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Rabiya A. geboren: 1992
Mordversuch: 26. Dezember 2013
Wohnort: Landau
Herkunft: Türkei
Kinder: 1 Baby
Täter: ihr Mann Fatih (zur Tat 22 J.)
Rabiya und Fatih lernen sich im Sommer 2012 übers Internet kennen. Ihre Familie hat wohl Vorbehalte. Deshalb „entführt“ Fatih seine Braut ein halbes Jahr später zur Hochzeit in die Türkei.

Im April 2013 ziehen die beiden in eine gemeinsame Wohnung in Landau. Fatih ist Lagerist und gewalttätig. Schwanger zieht Rabiya zurück zu ihren Eltern. Drei Monate später kommt sie zu ihrem Ehemann zurück. Am zweiten Weihnachtsfeiertag 2013 würgt er sie zur Bewusstlosigkeit und rammt ihr anschließend 6mal ein Fleischermesser in den Rücken.

Mit der damals drei Monate alten Tochter fährt Fatih zu einem Onkel (41) und gesteht die Tat. Sie fahren in die Wohnung und rufen den Rettungsdienst.

Entgegen jeder Wahrscheinlichkeit überlebt Rabiya. Die Tatwaffe wird im Krankenhaus aus ihrem Rücken entfernt.

Wegen versuchten Mordes wird Fatih im Herbst 2014 zu 11 Jahren Haft verurteilt. Das psychiatrische Gutachten spricht von antisozialen Tendenzen - aber voller Schuldfähigkeit. Dem Psychiater sagte Fatih, seine Frau habe es nicht verdient zu leben.

Obwohl das Urteil rechtskräftig ist, wird der Fall 2015 neu verhandelt. Es geht um die Länge der Haft und die vorbehaltliche Sicherungsverwahrung. Fatih sagt aus, dass ihm die Strafe zu lang sei. Die Ehe ist inzwischen geschieden.

Der Richter macht deutlich, dass es auch gute Gründe für lebenslänglich gegeben hätte. In einer Revision der Verteidigung allerdings darf sich das Urteil nicht erhöhen. So bleibt es bei 11 Jahren Haft für einen fast vollendeten Mord und dem Vorbehalt der Sicherungsverwahrung. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Fatih eine Gefahr für seine Tochter darstellt, sollte sie nicht nach seinem Willen leben.

Was ist ein Ehrenmord?

Ein Ehrenmord ist ein Mord im Namen der Ehre. Wenn ein Bruder seine Schwester ermordet, um die Familienehre wiederherzustellen, handelt es sich um einen Ehrenmord. Nach Ansicht von Aktivisten sind die häufigsten Gründe für Ehrenmorde, wenn das Opfer:

Fragen zu Ehrenmorden

  • die Zusammenarbeit in einer arrangierten Ehe verweigert.

  • die Beziehung beenden will.

  • das Opfer einer Vergewaltigung oder eines sexuellen Übergriffs war.

  • wurde beschuldigt, eine sexuelle Beziehung ausserhalb der Ehe zu haben.

Menschenrechtler gehen davon aus, dass jedes Jahr 100.000 Ehrenmorde verübt werden, von denen die meisten den Behörden nicht gemeldet werden und einige sogar von den Behörden selbst absichtlich vertuscht werden, zum Beispiel weil die Täter gute Freunde von örtlichen Polizisten, Beamten oder Politikern sind. Gewalt gegen Mädchen und Frauen ist immer noch ein ernstes Problem in Pakistan, Indien, Afghanistan, Irak, Syrien, Iran, Serbien und Türkei.

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