Ehrenmorde Geschichte

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Hülya G.
geboren: 1976
erstochen: 5. März 2002
Wohnort: Berlin
Herkunft: Türkei
Kinder: eine Tochter, zur Tat 10 J.
Täter: Hülyas 19jähriger Bruder Ahmed Calp (der in Deutschland geboren ist)
Hülya wird mit 14 Jahren in der Türkei an den sechs Jahre älteren Devrim verheiratet. Das Paar zieht nach Berlin, und mit 16 Jahren bringt Hülya ihre Tochter zur Welt. Doch schnell gibt es Probleme und Hülya flüchtet mehrmals aus der gemeinsamen Wohnung.

Vermutlich verliebt sie sich eines Tages in einen Deutschen und zieht zu ihm.

Der Ehemann informiert Hülyas Bruder. Gemeinsam fahren Devrim und Ahmet zu der Treptower Wohnung des neuen Freundes. Sie treffen Hülya alleine an.

Es kommt zum Streit, weil der Bruder überzeugt ist, Hülya habe seine Ehre beschmutzt. Danach sticht er mit der 20 Zentimeter langen Klinge eines Küchenmessers fünfmal auf sie ein.

Möglicherweise versucht ihr Mann noch, ihr zu helfen. Wahrscheinlicher aber ist, dass der Clan den 19jährigen Bruder als Täter auswählte, weil er unters Jugendstrafrecht fällt (was oft bis 21 angewendet wird). Hülya verblutet noch in der Wohnung. Sie ist 26 Jahre alt geworden.

Im September 2002 wird Ahmet zu einer Jugendstrafe von siebeneinhalb Jahren (wegen Totschlags, nicht wegen Mordes) verurteilt. Nach vier Jahren wird er "wegen guter Führung" vorzeitig entlassen und erschießt am 17. Dezember 2011 seinen Landsmann Recep Aksu wegen eines Drogenstreits. Ahmed ist inzwischen 29 Jahre alt und wird von der Polizei europaweit gesucht.

Was ist ein Ehrenmord?

Ein Ehrenmord ist ein Mord im Namen der Ehre. Wenn ein Bruder seine Schwester ermordet, um die Familienehre wiederherzustellen, handelt es sich um einen Ehrenmord. Nach Ansicht von Aktivisten sind die häufigsten Gründe für Ehrenmorde, wenn das Opfer:

Fragen zu Ehrenmorden

  • die Zusammenarbeit in einer arrangierten Ehe verweigert.

  • die Beziehung beenden will.

  • das Opfer einer Vergewaltigung oder eines sexuellen Übergriffs war.

  • wurde beschuldigt, eine sexuelle Beziehung ausserhalb der Ehe zu haben.

Menschenrechtler gehen davon aus, dass jedes Jahr 100.000 Ehrenmorde verübt werden, von denen die meisten den Behörden nicht gemeldet werden und einige sogar von den Behörden selbst absichtlich vertuscht werden, zum Beispiel weil die Täter gute Freunde von örtlichen Polizisten, Beamten oder Politikern sind. Gewalt gegen Mädchen und Frauen ist immer noch ein ernstes Problem in Pakistan, Indien, Afghanistan, Irak, Syrien, Iran, Serbien und Türkei.

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