Ehrenmorde Geschichte

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Semra Uzun
geboren: 1983
erstochen: 25. November 2004
Wohnort: Berlin-Wittenau
Herkunft: Türkei
Kinder: Tochter Eda (geb. 2001), ein Sohn aus einer neuen Beziehung (geb. 2004)
Täter: ihr Exmann Cengiz Uzun (zur Tat 26 J.)
Semra wächst in Berlin auf. Ihre Mutter stirbt 1994, einen Monat später heiratet ihr Vater wieder. Möglicherweise akzeptiert die neue Ehefrau Semra nicht. Sie wird wie eine Haussklavin behandelt. Um sie loszuwerden, verlobt der Vater Semra mit 12 Jahren mit ihrem Cousin Cengiz (möglicherweise telefonisch). Drei Jahre später wird die Hochzeit vorbereitet. Semra flieht zum Berliner Mädchennotdienst Papatya.

Der Vater bedrängt seine Tochter, den Mädchennotdienst und das Jugendamt, Semra müsse wieder nach Hause zurückkehren.

Er droht sogar, sich mit Benzin zu übergießen und umzubringen. Schriftlich versichert er, dass er seine Tochter nicht in eine Ehe zwingen werde.

Semra kehrt zurück zu ihrer Familie und wird wenige Tage später in die Türkei verschleppt und verheiratet. Danach kehrt sie mit ihrem Mann nach Berlin zurück.

Die Ehe läuft schlecht, Cengiz ist gewalttätig, immer wieder muss wegen häuslicher Gewalt die Polizei gerufen werden. Mit 21 Jahren lässt sich Semra scheiden, zieht mit ihrer Tochter aus und beginnt eine neue Beziehung. Sie bekommt einen Sohn.

Die Situation eskaliert, als das Bleiberecht des arbeitslosen Cengiz in Gefahr ist. Sein Anwalt rät ihm, ein besonders enges Verhältnis zu seinem Kind geltend zu machen. Vermutlich aus demselben Grund behauptet Cengiz auf einmal, das zweite Kind seiner Exfrau sei auch von ihm. Ein Vaterschaftstest widerlegt die Lüge.

Aber nun will Cengiz seine Tochter sehen. Da er gewalttätig ist, darf er das nur unter Aufsicht des Jugendamts. Aber Eda will nicht mit ihm spielen. Das Treffen wird abgebrochen. Wenig später tötet Cengiz auf der Straße seine Exfrau mit über 30 Messerstichen vor den Augen der dreijährigen Tochter. Er wird am Tatort festgenommen.

Im September 2005 wird der Täter zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Angeblich habe er sich gekränkt gefühlt, weil seine Tochter nicht mit ihm spielen wollte. Vor Gericht behauptet er, es habe sich nicht um eine Zwangsehe gehandelt (was nicht ungewöhnlich ist. Von Täterseite wird meistens behauptet, dass es eine Liebesheirat war). Die Nebenkläger-Anwältin sagt, Semras Vater habe seine Tochter schlicht verkauft.

Was ist ein Ehrenmord?

Ein Ehrenmord ist ein Mord im Namen der Ehre. Wenn ein Bruder seine Schwester ermordet, um die Familienehre wiederherzustellen, handelt es sich um einen Ehrenmord. Nach Ansicht von Aktivisten sind die häufigsten Gründe für Ehrenmorde, wenn das Opfer:

Fragen zu Ehrenmorden

  • die Zusammenarbeit in einer arrangierten Ehe verweigert.

  • die Beziehung beenden will.

  • das Opfer einer Vergewaltigung oder eines sexuellen Übergriffs war.

  • wurde beschuldigt, eine sexuelle Beziehung ausserhalb der Ehe zu haben.

Menschenrechtler gehen davon aus, dass jedes Jahr 100.000 Ehrenmorde verübt werden, von denen die meisten den Behörden nicht gemeldet werden und einige sogar von den Behörden selbst absichtlich vertuscht werden, zum Beispiel weil die Täter gute Freunde von örtlichen Polizisten, Beamten oder Politikern sind. Gewalt gegen Mädchen und Frauen ist immer noch ein ernstes Problem in Pakistan, Indien, Afghanistan, Irak, Syrien, Iran, Serbien und Türkei.

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