Ehrenmorde Geschichte

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Martina Zaaiter
geboren: 1968
erstochen: 24. Mai 1992
Wohnort: Essen
Herkunft: Täter: Libanon; Opfer: Deutschland
Kinder: 1 Tochter (zur Tat 3 J.), 1 Sohn (1 J.)
Täter: ihr Ehemann Taleb Hussein Zaaiter (25 J.)
Im April 1988 heiraten Martina und Taleb. Sie bekommen eine Tochter und einen Sohn. Seit spätestens 1992 kriselt es, Taleb misshandelt seine Frau.

Martina will sich nach vier Jahren Ehe scheiden lassen. Das will Taleb nicht akzeptieren. Es kommt in der gemeinsamen Wohnung wohl zum Streit. Mit einem Küchenmesser sticht er 30 mal auf sie ein.

Der Täter flieht mit den Kindern (die er vorher in seinen Reisepass hat eintragen lassen) in einem Geländewagen, der eine Woche später in Holland gefunden wird. Die Kinder gibt er bei Landsleuten ab, die sie für 5000 Gulden - vermutlich mit gefälschten Pässen - in den Libanon bringen. Er selbst flieht einige Monate später mit einem griechischen Pass über Belgien und Kanada in die USA. Dort hält er sich illegal mit Aushilfsjobs über Wasser.

Einen Tag nach der Tat findet Martinas Mutter die Leiche ihrer Tochter auf dem Küchenboden. Die Tatwaffe liegt quer über Ihrem Schambereich.

Der Täter wird mit internationalem Haftbefehl gesucht. Aber erst 18 Jahre später wird er im Januar 2011 in den USA festgenommen. Er kommt in Haft und wird nach Deutschland ausgeliefert. Die Kinder sollen heute erwachsen im Libanon leben.

Im Oktober 2011 beginnt der Prozess. Dabei stellt sich heraus, dass Taleb all die Jahre illegal in den USA lebte und zur Hochzeit seiner Tochter in den Libanon reisen wollte. Da er kein Visum beantragen konnte, stellte er sich den Behörden und hoffte auf eine Abschiebung in den Libanon. Das FBI fand den 18 Jahre alten Haftbefehl und lieferte ihn am 15. April 2011 nach Deutschland aus.

Vor dem Essener Landgericht räumt Taleb die Tat ein, behauptet aber, seine Frau hätte den Streit begonnen und ihn angegriffen. Dafür erhält er im Januar 2012 eine 12jährige Haftstrafe wegen Totschlags.

Was ist ein Ehrenmord?

Ein Ehrenmord ist ein Mord im Namen der Ehre. Wenn ein Bruder seine Schwester ermordet, um die Familienehre wiederherzustellen, handelt es sich um einen Ehrenmord. Nach Ansicht von Aktivisten sind die häufigsten Gründe für Ehrenmorde, wenn das Opfer:

Fragen zu Ehrenmorden

  • die Zusammenarbeit in einer arrangierten Ehe verweigert.

  • die Beziehung beenden will.

  • das Opfer einer Vergewaltigung oder eines sexuellen Übergriffs war.

  • wurde beschuldigt, eine sexuelle Beziehung ausserhalb der Ehe zu haben.

Menschenrechtler gehen davon aus, dass jedes Jahr 100.000 Ehrenmorde verübt werden, von denen die meisten den Behörden nicht gemeldet werden und einige sogar von den Behörden selbst absichtlich vertuscht werden, zum Beispiel weil die Täter gute Freunde von örtlichen Polizisten, Beamten oder Politikern sind. Gewalt gegen Mädchen und Frauen ist immer noch ein ernstes Problem in Pakistan, Indien, Afghanistan, Irak, Syrien, Iran, Serbien und Türkei.

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