Ehrenmorde Geschichte

Cavus Ünlü
geboren: 1960
erschlagen: 15. Dezember 1986
Wohnort: München
Herkunft: Türkei
Kinder: wohl keine
Täter: Osman Ü. (zur Tat 37 J.), Turan Ü. (30 J.), Senol Ü. (29 J.), Cousins
Im Dezember 1986 ermorden zwei Brüder einen 26jährigen türkischen Bauarbeiter/Polier in der Münchner Wohnung des einen. Sie schlagen ihm eine Eisenstange über den Kopf, stülpen eine Plastiktüte darüber und erdrosseln ihn. Ein jüngerer Bruder fährt die Leiche in den Deisenhofener Forst. Ein Jäger entdeckt die blutüberströmte Leiche in einem Auto. Die Tatwaffe ist ein scharfkantiges Werkzeug. Der Verdacht fällt schnell auf die Großfamilie. Doch die Polizei kann niemandem etwas nachweisen.

Im Mai 2009 – also fast 23 Jahre nach dem Mord – gelingt der Polizei dank neuer Auswertung von DNA-Spuren die Überführung der Täter. Die Ermittlungen ergeben: Cavus war verheiratet, möglicherweise zwangsverheiratet. Jedenfalls handelt es sich um eine Importbraut aus Yozgat in Zentralanatolien. Er lebt aber mit einer anderen Frau zusammen. Seine Ehefrau Melahat bringt sich (vermutlich deswegen) 1986 um. Daraufhin bringen seine beiden Cousins den 26jährigen Cavus um.

Als die Polizei den Haftbefehl gegen den Ältesten (Osman, ein inzwischen 59jähriger Maurer) erlässt, sitzt dieser bereits wegen Zuhälterei im Gefängnis. Am selben Tag wird auch der Reiniger Turan festgenommen, und im Juni 2009 Senol, der inzwischen Frührentner ist. Auch er war bereits wegen eines Sexualdelikts in Haft. Die drei Täter sind Cousins der toten Ehefrau.

Im Februar 2010 beginnt der Prozess. Die Staatsanwaltschaft spricht explizit von einem Ehrenmord. Das Motiv sei die Wiederherstellung der Familienehre. Dafür verurteilt das Landgericht München im April 2010 alle drei zu einer lebenslangen Haftstrafe.

Was ist ein Ehrenmord?

Ein Ehrenmord ist ein Mord im Namen der Ehre. Wenn ein Bruder seine Schwester ermordet, um die Familienehre wiederherzustellen, handelt es sich um einen Ehrenmord. Nach Ansicht von Aktivisten sind die häufigsten Gründe für Ehrenmorde, wenn das Opfer:

Fragen zu Ehrenmorden

  • die Zusammenarbeit in einer arrangierten Ehe verweigert.

  • die Beziehung beenden will.

  • das Opfer einer Vergewaltigung oder eines sexuellen Übergriffs war.

  • wurde beschuldigt, eine sexuelle Beziehung ausserhalb der Ehe zu haben.

Menschenrechtler gehen davon aus, dass jedes Jahr 100.000 Ehrenmorde verübt werden, von denen die meisten den Behörden nicht gemeldet werden und einige sogar von den Behörden selbst absichtlich vertuscht werden, zum Beispiel weil die Täter gute Freunde von örtlichen Polizisten, Beamten oder Politikern sind. Gewalt gegen Mädchen und Frauen ist immer noch ein ernstes Problem in Pakistan, Indien, Afghanistan, Irak, Syrien, Iran, Serbien und Türkei.

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