Ehrenmorde Geschichte

Kader K.
geboren: 1988
Mordversuch: 20. November 2016
Wohnort: Hameln (Niedersachsen)
Herkunft: Türkei / Kurden
Kinder: 1 Sohn (zur Tat 2 J.)
Täter: ihr Exfreund Nurretin B. (zur Tat 38 J.)
Im August 2013 heiratet Kader ihren Freund Nurretin zunächst mit einer kurdischen Hochzeit, später nach islamischem Ritus. Sie heiraten nicht standesamtlich, weil Nurretin bereits mit einer anderen Frau verheiratet und noch nicht geschieden ist. Sie wohnen in Bad Münder bei Hannover und haben einen Sohn, geboren im Januar 2014. Alle haben wohl deutsche Pässe und gehören zu türkisch-kurdischen Großfamilien. Andere Meldungen sagen, es handle sich um 2 arabische Clans aus dem Libanon und der Türkei.

Zwei Monate nach der Geburt trennt Kader sich und zieht zu ihrer Mutter nach Hameln. Das will Nurretin nicht akzeptieren. Er bedroht sie. Kader geht zur Polizei und zeigt ihn an. Die Polizei hält eine Gefährderansprache. Zu diesem Zeitpunkt ist der Täter erneut verheiratet, diesmal mit einer Syrerin.

Am 20. November 2016 bringt Nurretin seinen Sohn vom Wochenende nach Hause. Er sticht seiner Exfreundin einmal in die Brust und einmal in den Bauch. Danach legt er eine Schlinge um ihren Hals, befestigt das Seil an der Anhängerkupplung seines Wagens, gibt Gas und schleift sie durch mehrere Straßen. Der gemeinsame Sohn sitzt im Auto. Es ist möglich, dass er zuvor seine Mutter gesehen hat oder während der Fahrt ihre Schreie hört.

Das Seil löst sich, Fußgänger finden die Frau schwerstverletzt. Kader wird notoperiert, ein Hubschrauber bringt sie in eine Spezialklinik, wo sie erneut operiert wird, aber weiter in Lebensgefahr schwebt.

Nurretin stellt sich der Polizei. Die Polizei spricht von Sicherheitsmaßnahmen, weil man Racheaktionen der Großfamilien befürchtet.

In der Berichterstattung kommt eine kurdische Nachbarin zu Wort: In ihrer Gemeinschaft seien die Männer "immer so extrem". Sie wollten immer gleich zuschlagen und drohten mit Mord. Es würde nicht akzeptiert, wenn Frauen zu selbstbewusst würden. Sie weist außerdem auf den stolzen Gesichtsausdruck des Täters bei seiner Festnahme hin, der auf den Fotos zu sehen ist. Auch dieser Aspekt ist typisch für einen Ehrenmord: Der Täter ist der festen Überzeugung, das Richtige getan zu haben. Er hat öffentlich gezeigt, dass er seinen Machtanspruch mit allen Mitteln durchsetzt und so seine Ehre wiederherstellt.

Im Januar 2017 wird Kader von der Polizei befragt. Da sie noch instabil ist, muss die Befragung abgebrochen werden. Sie ist aber aus der Klinik enlassen und befindet sich wohl in einer Reha-Klinik.

Im Mai 2017 beginnt der Prozess um versuchten Mord vor dem Landgericht Hannover. Kader sagt aus, Frauen seien für den Täter Sklavinnen. Noch im selben Monat wird plädiert: Die Staatsanwaltschaft auf lebenslänglich, die Verteidigung auf 14 Jahre Haft. Der Täter wird zu 14 Jahren Haft verurteilt. Schmerzensgeldzahlungen werden vereinbart.

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