Ehrenmorde

Ehrenmorde Geschichte: Tanja A. (2010)

Ehrenmorde Geschichte

Tanja A.
geboren: 1971
erstochen: 12. April 2010
Wohnort: Marburg
Herkunft: Opfer: Deutschland; Täter: Tunesien
Kinder: 2
Täter: ihr Ehemann Moncef A. (55 J.)
Tanja ist Dometscherin und wohnt mit ihrem Ehemann Moncef, den beiden gemeinsamen Kindern und ihrem pflegebedürftigen Vater in einem Haus, das Tanjas Familie gehört. Moncef ist Informatiker, arbeitet aber nicht und spricht gebrochen Deutsch. Mehrmals reist er nach Saudi-Arabien und wird immer religiöser. Seine Tochter besucht die Koranschule. Tanja kümmert sich um ihren Vater und die Kinder. Es heißt, ihr Ehemann habe sie reingerufen, wenn sie zu lange draußen war.

Am 13. April 2010 ersticht Moncef frühmorgens seine Frau, möglicherweise vor den Augen ihres Vaters, der im Rollstuhl sitzt. Danach stellt er sich der Polizei. Die Beamten finden die Leiche und die Tatwaffe in eine Blutlache. Der Prozess beginnt im Januar 2011.

Im Mai wird Moncef zu 8 Jahren Gefängnis wegen Totschlags im Affekt verurteilt. Nach der Hälfte seiner Haft - also nach 4 Jahren - wird er abgeschoben. Allerdings nicht nach Tunesien, sondern nach Frankreich, weil dort ein großer Teil seiner religiösen Familie lebt. Ein Einreiseverbot nach Deutschland wird für einige Jahre verhängt.

Was ist ein Ehrenmord?

Ein Ehrenmord ist ein Mord im Namen der Ehre. Wenn ein Bruder seine Schwester ermordet, um die Familienehre wiederherzustellen, handelt es sich um einen Ehrenmord. Nach Ansicht von Aktivisten sind die häufigsten Gründe für Ehrenmorde, wenn das Opfer:

  • die Zusammenarbeit in einer arrangierten Ehe verweigert.

  • die Beziehung beenden will.

  • das Opfer einer Vergewaltigung oder eines sexuellen Übergriffs war.

  • wurde beschuldigt, eine sexuelle Beziehung ausserhalb der Ehe zu haben.

Menschenrechtler gehen davon aus, dass jedes Jahr 100.000 Ehrenmorde verübt werden, von denen die meisten den Behörden nicht gemeldet werden und einige sogar von den Behörden selbst absichtlich vertuscht werden, zum Beispiel weil die Täter gute Freunde von örtlichen Polizisten, Beamten oder Politikern sind. Gewalt gegen Mädchen und Frauen ist immer noch ein ernstes Problem in Pakistan, Indien, Afghanistan, Irak, Syrien, Iran, Serbien und Türkei.

Ralph Geissen

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