Ehrenmorde Geschichte

Rinda D.
geboren: 1960
erschossen: 23. Juli 1981
Wohnort: Bietigheim-Bissingen
Herkunft: Türkei
Kinder: 1 neugeborener Sohn
Täter: ihr Bruder Isa D. (zur Tat 15 J.)
Am 23. Juli 1981 schießt der 15jährige Isa sechsmal auf seine Schwester, die auf der Entbindungsstation des Bietigheimer Krankenhauses liegt. Sie schleppt sich auf den Flur, bricht dort zusammen und stirbt. Wenige Stunden später wird der Täter festgenommen.

Im Juni 1982 beginnt der Prozess vor dem Jugendgericht Heilbronn. Isa sagt aus, er lebe in Schweden, sei aber in der syrisch-orthodoxen Minderheit in der Türkei aufgewachsen. Er nennt ausdrücklich die Ehre seiner Familie als Mordgrund. Seine Schwester sei Christin, der Vater des Kindes aber Moslem.

Isa wird wegen Totschlags zu 4 Jahren Jugendstrafe verurteilt.

In der Chronik der Stadt Bietigheim-Bissingen findet sich zum 14. Juni 1982 folgendes:

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit beginnt vor der Jugendkammer des Heilbronner Landgerichts der Mordprozess gegen den 15jährigen Türken, der im Juli 1981 im Bietigheimer Krankenhaus seine 21jährige Schwester mit 6 Pistolenschüssen getötet hatte. Beide Geschwister hatten wegen ihrer Zugehörigkeit zu den syrisch-orthodoxen Christen viel unter moslemischen Türken zu leiden und deshalb die Türkei verlassen. Den Mord an seiner Schwester, drei Tage nach dem diese ein Kind entbunden hatte, habe er zur "Rettung der Ehre der Familie" begangen, weil seine Schwester von einem moslemischen Türken schwanger gewesen sei.

Was ist ein Ehrenmord?

Ein Ehrenmord ist ein Mord im Namen der Ehre. Wenn ein Bruder seine Schwester ermordet, um die Familienehre wiederherzustellen, handelt es sich um einen Ehrenmord. Nach Ansicht von Aktivisten sind die häufigsten Gründe für Ehrenmorde, wenn das Opfer:

Fragen zu Ehrenmorden

  • die Zusammenarbeit in einer arrangierten Ehe verweigert.

  • die Beziehung beenden will.

  • das Opfer einer Vergewaltigung oder eines sexuellen Übergriffs war.

  • wurde beschuldigt, eine sexuelle Beziehung ausserhalb der Ehe zu haben.

Menschenrechtler gehen davon aus, dass jedes Jahr 100.000 Ehrenmorde verübt werden, von denen die meisten den Behörden nicht gemeldet werden und einige sogar von den Behörden selbst absichtlich vertuscht werden, zum Beispiel weil die Täter gute Freunde von örtlichen Polizisten, Beamten oder Politikern sind. Gewalt gegen Mädchen und Frauen ist immer noch ein ernstes Problem in Pakistan, Indien, Afghanistan, Irak, Syrien, Iran, Serbien und Türkei.

Quelle:
    • Es gab einen Artikel über diesen Fall in der Bietigheimer Zeitung, der leider nicht mehr online ist.
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