Irina H.
geboren: 1983
erschossen: 2. September 2008
Wohnort: Düsseldorf
Herkunft: Opfer: GUS, Täter: Serbien-Montenegro
Kinder: ein Sohn des Täters, Anfang zwanzig
Täter: Irinas Ex-Geliebter Drago Skrba, zur Tat 54 J., seit 1971 in Deutschland, deutscher Pass
Ist dieser Mord ein Ehrenmord? Einiges deutet darauf hin.
Zwei Jahre lang hatte die BWL-Studentin Irina ein Verhältnis mit einem mehr als doppelt so alten Familienvater, der ein Zahnlabor in Düsseldorf betreibt. Als sie die Beziehung beendet, beginnt er, sie zu stalken (etwas, das sich im Vorfeld vieler Ehrenmorde findet. Ein Mann akzeptiert die sexuelle Selbstbestimmung einer Frau nicht und beginnt, massiven Druck aufzubauen, indem er sie terrorisiert).
Als die Polizei drei Wochen vor der Tat in Irinas Studentenwohnheim gerufen wird, gibt sie an, ihr Ex-Geliebter habe sie mehrfach geschlagen und vergewaltigt.
Im September 2008 absolviert Irina ein Praktikum. Eines Morgens lauert Drago ihr am Eingang der Düsseldorfer Unternehmensberatung auf und beginnt einen Streit mit ihr. Dann zieht er seinen Revolver und schießt. Danach erschießt er sich selbst und lässt so einen Sohn (den er mit seiner Ehefrau hat) als Halbwaisen zurück. Irina kommt schwer verletzt ins Krankenhaus und stirbt dort. Am selben Tag erreicht die Ermittlungsakte zur Vergewaltigung die Staatsanwaltschaft.
Die Polizei findet bei Drago eine Waffenbesitzkarte aus der Dominikanischen Republik, die allerdings nicht zur Tatwaffe gehört. Es heißt, er sei in Spieler- und Hehlergeschäfte verwickelt gewesen. Bisher wurden aber alle Ermittlungen eingestellt, weil sich keine Beweise finden ließen.
Ein Ehrenmord ist ein Mord im Namen der Ehre. Das bedeutet: Eine Frau hat eine sexuelle Verfehlung begangen, zum Beispiel, indem sie sexuell selbstbestimmt leben möchte. Der Mann akzeptiert das nicht und setzt seine Macht über die Frau mit Gewalt durch. Dabei ist es nicht unbedingt nötig, dass er die Ehre auch explizit als Tatmotiv nennt. Im Fall von Drago S. ist das wahre Motiv wohl nicht mehr zu ermitteln. Aber es deutet vieles auf einen Ehrenmord hin, so auch die Planung der Tat und die öffentliche Inszenierung.
