Ehrenmorde

Ehrenmorde Geschichte: Gülsen (2010)

Ehrenmorde Geschichte

Gülsen
geboren: 1982
erstochen: 29. Juni 2010
Wohnort: Berlin-Reinickendorf
Herkunft: Türkei
Kinder: 3 Söhne (zur Tat 7,8,9 J.) und 1 Tochter (8 Mo.)
Täter: ihr Ehemann Faricin oder Fahrettin M. (zur Tat 34 J.)
Faricin/Fahrettin ist Mechaniker, arbeitet nicht und ist wegen einiger Gewaltdelikte vorbestraft. Nachbarn bezeichnen seine Ehe mit Gülsen als nicht glücklich. Vermutlich will sie sich von ihrem Mann trennen. Immerhin zeigt sie ihn zweimal an, erscheint dann aber nicht zur Vernehmung. Es heißt, er sperrt sie ein. Einmal kommt sie schwer verprügelt ins Krankenhaus.

Seit dem 29. Juni 2010 gilt Gülsen als vermisst. Ihre Eltern melden es der Polizei. Faricin/Fahrettin ruft die Eltern seiner Frau an, sagt, er wisse nicht, wo Gülsen sei und ob die Eltern sich um die Kinder kümmern könnten.

Fast acht Wochen später, am 22. August, entdecken Passanten einen Plastiksack in der Spree. Darin findet die Polizei Gülsens Leiche mit 15 Messerstichen in Rücken, Brust und Hals. Ihr Mann wird unter dringendem Tatverdacht festgenommen. In seinem Wagen finden sich Schaufeln und Spitzhacke.

Im März 2011 beginnt der Prozess vor dem Landgericht Berlin-Moabit. Dort sagt der Vater der Toten aus, dass Gülsen die Scheidung eingereicht hätte, die am 30. Juni wirksam geworden wäre. Das, so der Vater, hätte sein Schwiegersohn nicht akzeptieren können. Im April wird Fahrettin zu 12 Jahren Haft wegen Mordes verurteilt.

Was ist ein Ehrenmord?

Ein Ehrenmord ist ein Mord im Namen der Ehre. Wenn ein Bruder seine Schwester ermordet, um die Familienehre wiederherzustellen, handelt es sich um einen Ehrenmord. Nach Ansicht von Aktivisten sind die häufigsten Gründe für Ehrenmorde, wenn das Opfer:

  • die Zusammenarbeit in einer arrangierten Ehe verweigert.

  • die Beziehung beenden will.

  • das Opfer einer Vergewaltigung oder eines sexuellen Übergriffs war.

  • wurde beschuldigt, eine sexuelle Beziehung ausserhalb der Ehe zu haben.

Menschenrechtler gehen davon aus, dass jedes Jahr 100.000 Ehrenmorde verübt werden, von denen die meisten den Behörden nicht gemeldet werden und einige sogar von den Behörden selbst absichtlich vertuscht werden, zum Beispiel weil die Täter gute Freunde von örtlichen Polizisten, Beamten oder Politikern sind. Gewalt gegen Mädchen und Frauen ist immer noch ein ernstes Problem in Pakistan, Indien, Afghanistan, Irak, Syrien, Iran, Serbien und Türkei.

Ralph Geissen

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