Femizid im Iran: Neuer Bericht zeigt alarmierenden Anstieg im Jahr 2024
Im Jahr 2024 wurde im Iran durchschnittlich alle zwei Tage eine Frau oder ein Mädchen ermordet – einzig und allein, weil sie weiblich war. Das geht aus dem heute veröffentlichten Jahresbericht von StopFemicideIran (SFI) hervor, einer Initiative der Alliance for Rights of All Minorities (ARAM). Der Bericht dokumentiert 172 Fälle von Femizid – ein Anstieg von 16 % im Vergleich zu 2023 – und zählt insgesamt 211 Morde an Frauen, einschließlich 31 durch den Staat vollstreckter Hinrichtungen.
Das jüngste Opfer war ein zwei Monate altes Baby, das älteste eine 86-jährige Frau. Mehr als die Hälfte der Opfer blieb anonym – eine Folge staatlicher Kontrolle und Angst vor Repressalien. Auffällig ist, dass mehr als ein Drittel der Opfer zwischen 15 und 35 Jahre alt war.
Grausame Methoden und familiäre Gewalt
Der Bericht zeigt ein besorgniserregendes Muster extremer Gewalt. Frauen wurden unter anderem erstochen, erwürgt oder erschossen. In einigen Fällen wurden mehrere Methoden gleichzeitig angewandt. Die Täter waren häufig Ehemänner oder männliche Familienmitglieder – ein Hinweis auf die strukturelle Natur häuslicher und familiärer Gewalt im Iran.
Die meisten Femizide ereigneten sich in Provinzen wie Teheran, Kurdistan und Fars. In mindestens 14 Fällen waren Kinder selbst Opfer, in vielen weiteren Fällen Zeugen der Ermordung ihrer Mutter.
Staat und Gesetz als Mitverantwortliche
Der Bericht widmet der Rolle des iranischen Staates besondere Aufmerksamkeit. Im Jahr 2024 wurden 31 Frauen hingerichtet, häufig nach Vorwürfen, ihre gewalttätigen Ehemänner getötet zu haben. Ein zusätzliches Problem stellen Gesetze wie Artikel 630 des iranischen Strafgesetzbuchs dar, das einem Ehemann erlaubt, seine Frau zu töten, wenn er sie „auf frischer Tat“ beim Ehebruch ertappt – ein Gesetz, das laut SFI Straflosigkeit institutionalisiert.
Aufruf zum Handeln
StopFemicideIran wurde 2020 nach dem schockierenden Mord an der 14-jährigen Romina Ashrafi gegründet und verfolgt eine Dreifachstrategie: Dokumentation, Bildung und Empowerment. Der Bericht unterstreicht die Notwendigkeit von:
„Wir müssen weiter zusammenarbeiten, um den Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen“, sagt Gründerin Marjan Keypour in der offiziellen Pressemitteilung. „Dieser Bericht unterstreicht die Dringlichkeit, Femizid im Iran zu bekämpfen, und liefert alarmierende Daten für Menschenrechtsverteidigerinnen und Aktivistinnen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen.“
- Rechtsreformen und Abschaffung diskriminierender Gesetze
- Besserem Schutz für Frauen und Mädchen
- Unterstützung von Basisorganisationen
- Internationalem Druck auf den Iran, Frauenrechte ernst zu nehmen
Den vollständigen Bericht herunterladen: StopFemicideIran Jahresbericht 2024 (PDF)
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